Monday, November 12, 2007
Die Geschichte eines Heimatliedes
"Im schönsten Wiesengrunde", dieses Lied ist aus unserem Schatz an Volksliedern nicht wegzudenken, es ist unser Heimatlied. Wann immer die Stimmung einen Höhepunkt erreicht hatte, sei es bei Geburtstagen, Klassenfeiern, Hochzeiten oder sonstigen Zusammenkünften (außer Gemeinderatsitzungen), es fand sich immer irgendjemand, dieses Lied anzustimmen. Uralte Heimatliebe und Romantik wird aus der Versenkung geholt. Was ist aber davon noch übrig geblieben?
Die Hektik des Alltags, die fast ungestillte Lust in fernsten Ländern Eindrücke und Erlebnisse zu sammeln ist "in". Das Medium Fernsehen hilft uns auch noch dabei. Dabei sagen viele, die in die Fremde gingen, dass bei ihnen die Liebe zur Heimat viel ausgeprägter ist, als bei den Dagebliebenen.
Der geniale Geist von Weimar versuchte uns einst zu sagen: "Warum in die Ferne schweifen, sieh das Gute liegt so nah." Vielleicht dachte Wilhelm Ganzhorn genau so, als er im Jahre 1850 sein Gedicht, "Das stille Tal" zu Papier brachte.
Im Gasthaus "Rößle" in Conweiler, in der sog. "Dichterecke", findet man die Quelle des Liedes
"Im schönsten Wiesengrunde."
Hier hat der junge Amtsgerichtsreferendar Wilhelm Ganzhorn dieses Lied niedergeschrieben, als er von Neuenbürg nach Aalen versetzt wurde. Er durchwanderte in Gedanken versunken Schwann und Conweiler, um im Rössle einzukehren, denn das Wirtstöchterlein war seine Braut. Er nächtigte in besagter Dichterecke, und seine Braut fand am nächsten Morgen einen Abschiedsgruß vor, unser Heimatlied. Es sind 13 Verse, man singt jedoch nur die Verse 1,12 und 13. Die Melodie stammt aus der Feder Friedrich Silchers. Am 18.01.1855 heiratete Wilhelm Ganzhorn seine Braut Jacobine Luise Alber in der Kirche zu Feldrennach. Der Wunsch des Dichters, in Tales Grunde begraben zu werden, ging nicht in Erfüllung. Er verstarb 1880 als Oberamtsrichter in Cannstatt. An seinem Grabe erklang sein bereits zum Volkslied gewordenes Lied "Im schönsten Wiesengrunde".
Viele andere Orte mit Wiesentälern wollten sich dieses Lied schon zu eigen machen , doch Ganzhorn antwortete hierauf zu Lebzeiten sehr deutlich, dass es sich unmissverständlich um das Tal hinter dem "Rössle" in Conweiler handelt. Hiermit hat er sich und der Gemeinde Conweiler ein ewiges Denkmal gesetzt.
Im Jahre 2000 fanden sich Förderer, die Ihm zu Ehren eine Büste stifteten, die ihren Platz am Ortseingang von Conweiler aus Richtung Schwann kommend fand.
Hier nun alle 13 Verse des Gedichtes
"Das stille Tal" von Wilhelm Ganzhorn:
1.
Im schönsten Wiesengrunde
ist meiner Heimat Haus.
Da zog ich manche Stunde
ins Tal hinaus.
:Dich mein stilles Tal,
grüß ich tausendmal!
Da zog ich manche Stunde
ins Tal hinaus:
2.
Wie Teppich reich gewoben
steht mir die Flur zur Schau:
O Wunderbild und oben
des Himmels blau.
:Dich, mein stilles Tal:
3.
Herab von sonn´ger Halde
ein frischer Odem zieht;
es klingt aus nahem Walde
der Vögel Lied.
:Dich mein stilles Tal:
4.
Die Blume winkt dem Schäfer
mit Farbenpracht und Duft;
den Falter und den Käfer
zu Tisch sie ruft.
:Dich mein stilles Tal:
5.
Das Bächlein will beleben
den heimlich stillen Ort;
da kommt´s durch Wiesen eben
und murmelt fort.
:Dich mein stilles Tal:
6.
Das blanke Fischlein munter
schwimmt auf und ab im Tanz,
rings strahlen tausend Wunder
im Sonnenglanz.
:Dich mein stilles Tal:
7.
Wie schön der Knospen springen
des Taus Kristall im Licht!
Wollt ich es alles singen;
Ich könnt es nicht.
:Dich mein stilles Tal:
8.
Kommt, kommt der Tisch der Gnaden
winkt reichlich überall;
kommt all seid ihr geladen
ins stille Tal.
:Dich mein stilles Tal:
9.
Wie froh sind da die Gäste,
da ist nicht Leid noch Klag;
da wird zum Friedensfeste
ein jeder Tag.
:Dich, mein stilles Tal:
10.
Wie sieht das Aug so helle
im Buche der Natur!
Der reinsten Freuden Quelle
springt aus der Flur.
:Dich mein stilles Tal:
11.
Hier mag das Herz sich laben
am ew´gen Festaltar;
kommt bringet Opfergaben
mit Jubel dar.
:Dich, mein stilles Tal:
12.
Müßt aus dem Tal jetzt scheiden,
wo alles Lust und Klang,
das wär mein herbstes Leiden,
mein letzter Gang.
Dich, mein stilles Tal,
grüß ich tausendmal.
Das wär mein herbstes Leiden,
mein letzter Gang.
13.
Sterb ich, in Tales Grunde
will ich begraben sein;
singt mir zur letzten Stunde
beim Abendschein.
:Dir, o stilles Tal,
Gruß zum letzten Mal.
Singt mir zur letzten Stunde
beim Abendschein.
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